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 Betreff des Beitrags: Reaktion auf Amoklauf
 Beitrag Verfasst: Mi 18. Mär 2009, 17:37 
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[sold] Erster Offizier
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Registriert: Fr 18. Mai 2007, 01:24
Beiträge: 212
Wohnort: Bobenheim-Roxheim
Man kann es aber auch übertreiben.
http://www.chip.de/news/Galeria-Kaufhof-stoppt-Verkauf-von-quot-Ab-18-quot-Spielen_35450987.html

_________________
Die Hoffnung stirbt zuletzt!!


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 Betreff des Beitrags: Re: Reaktion auf Amoklauf
 Beitrag Verfasst: Mi 18. Mär 2009, 19:41 
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Gildenfreund
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Registriert: Do 31. Jul 2008, 08:10
Beiträge: 68
Wohnort: Mönchengladbach
au mann!!!
mir gehen die anti-counter-strike ebenfalls auf die nerven.

50% der amokläufer spielen Gewaltspiele, 20% spielen Gewaltspiele, 100% essen brot.

wir sollten schnellstmöglich den verkauf von brot stoppen ;-)

_________________
Gedenke, dass du der Schüler bist,
gedenke, dass ICH der Meister bin.

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 Betreff des Beitrags: Re: Reaktion auf Amoklauf
 Beitrag Verfasst: Mi 18. Mär 2009, 19:53 
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[sold] Member
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Registriert: Di 22. Mai 2007, 01:20
Beiträge: 219
Wohnort: Sardelac Sanato... äh, Taunus.
Okay. Ich bin außerdem dafür, dass der Verkauf von Brot eingestellt wird, denn ich bin mir sicher, dass der Amokläufer auch ein regelmäßiger Brotkonsument war.

Mal ehrlich - das ist doch Hirnriss, genau wie ein Kommentar im Höchster Kreisblatt, wonach die meisten Waffenbesitzer in Deutschland, d.h. Menschen, die wissen, wie man mit echten Waffen im echten Leben unter echten Bedingungen umgeht, weil sie es trainieren und trainiert haben, "mehrheitlich harmlose Sportschützen" sind, aber die Gewaltspiele... das ist schon schlimm.
Virtuelle Gewalt bleibt virtuelle Gewalt, ob das beim Räuber-und-Gendarme-Spielen das Formen einer Pistole aus den Fingern und "Peng!" rufen oder Counterstrike ist. Letzten Endes ist bei beidem die Situation, dass ein Problem oder eine Situation durch Gewalt gelöst wird, und keine Reflektion über die Gründe, warum Gewalt eine Lösung ist, sein kann oder eben nicht sein sollte stattfindet. Und letzten Endes ist bei beidem niemand zu Schaden gekommen, die Handlung bleibt virtuell, egal wie viel Einfluss sie auf die Psyche haben soll.
Wer moralisch argumentiert hat keinen Grund, Waffenbesitz für den Sport zu rechtfertigen, oder Box- und anderen Kampfsport, oder Krimiserien und Actionfilme, oder sonst irgendeine Darstellung von Gewalt, oder irgendeine Praxis, die darauf hinweist, Gewalt ausüben zu dürfen, zu können oder zu müssen (z.B. Wehrpflicht) - und da könnte man dann bis zu klassischen Texten gehen, denn auch bei Homer (dem Griechen, nicht Simpson) gibt es für manch ein Problem nur die gewaltsame Lösung. Das ist nämlich mein persönliches Problem mit der Diskussion: Die schlimmen, schlimmen Gewaltspiele (und das variiert ja von sehr eingeschränkt (also wirklich würdigen Kandidaten wie Postal2 (das will ich hier nicht beschreiben) oder Soldier of Fortune (Einzelne Gliedmaßen abschießen)) über die mäßigen, bei denen nicht-Spieler gerne mal 80% des Spielgehalts ignorieren (Counterstrike (Teamplay), GTA-Serie (Satirische Story)) bis hin zu Spielen, die dann einfach mal mit reingemischt werden, weil es eben Gewalt darin gibt (da sind wir dann bei Echtzeitstrategiespielen, MMORPGs und so weiter) werden als das ultimativ Schlechte und Böse dargestellt, und andere - aus moralischer und prinzipieller Sicht - ebenso oder gar schlimmer gewaltverherrlichende Praktiken radikal dagegen abgegrenzt.

"Das kann man doch nicht vergleichen!" Kann man nicht?
Dass jemand bejubelt wird, der, um einen Goldenen Gürtel zu erhalten, so lange auf einen anderen Mann einprügelt, bis dieser entweder nachgibt, oder das Bewusstsein verliert, ist nicht gewaltverherrlichend, unreflektiert und daher ein schlechtes Beispiel für richtiges Handeln? Freilich, beim Boxen - das hier als Beispiel dient - gibt es gewisse Regeln, und die Kontrahenten stehen sich freiwillig gegenüber. Weiterhin wissen sie, dass im Ring und außerhalb des Rings unterschiedliche Regeln gelten. Da braucht man auch nicht mehr mit dem Realismus und dem Realitätsverlust bei Shootern anzufangen - der Gegner im Boxkampf ist sehr real, es ist ein echter Mensch im echten Kampf Mann gegen Mann.
Aber ebenso sind alle Teilnehmer bei einem Counterstrike-Match freiwillige Teilnehmer, die sich unter gesonderten Bedingungen auf einem gesonderten Schlachtfeld gegenüberstehen um nach bestimmten Regeln ihrem Spiel nachzugehen.

Die meisten Spieler - die Zahlen sind hier nicht von Bedeutung, auch wenn manch einer der Kritiker gern die Augen davor verschließt, wieviele es tatsächlich sind (schließlich war Counterstrike ursprünglich ein freiwilliges, kostenfreies Projekt, das von Spielern erstellt wurde, dass dann aber so erfolgreich wurde, dass es trotz der bereits weiten Verbreitung noch als vermarktungsfähig angesehen wurde) - sind sehr wohl in der Lage, zwischen den unterschiedlichen moralischen und ethischen Regelsätzen im Spiel und im echten Leben zu unterscheiden. Ich könnte nicht ermessen, wie sehr mich jemand bedrohen muss, damit ich tatsächlich zur Gewalt gegen einen echten Menschen fähig und bereit wäre. Das ändert natürlich nichts daran, dass auch ich gerne mal einen Egoshooter anmache, und zu meiner besten Zeit auch gerne mal im Verlauf einer Stunde gut 150 Leute (okay, eigentlich waren es nur 7, aber die insgesmat 150 mal) "gefraggt", also "getötet" habe - und ja, das hat Spass gemacht (das war da noch bei Unreal Tournament auf LAN-Parties - schöne Zeit) und ich sehe nicht ein, mich dafür zu rechtfertigen: Ein Spiel ist ein Spiel, und meine moralische und ethische Erziehung ist so stark gefestigt, dass ich zwischen Spiel (Kampf Jeder gegen Jeden, Alles ist erlaubt, der Stärkste Gewinnt) und Wirklichkeit (Die Menschenwürde ist unantastbar, jeder Mensch hat einen Anspruch auf Gesundheit und Leben, und ist denselben Regeln und Gesetzen unterworfen, die sichern sollen, dass alle Menschen nebeneinander die maximale Freiheit genießen, ohne sich gegenseitig einzuschränken) unterscheiden kann.

Die wirklich grausamen Akte, die ich in meinen unzähligen virtuellen Leben schon vollbracht habe, waren allerdings in Spielen, in denen die Gewalt an sich nicht zelebriert - ja noch nicht einmal explizit dargestellt wird. So zettelte ich in einem Spiel, in dem ich der Herrscher eines großen Sternenimperiums war, einen Krieg mit einem kleineren, schwächeren Volk an, nur um meine neue Superwaffe an ihm auszuprobieren: Eine Bombe, mit der ich ihre Sonne zu einem schwarzen Loch kollabieren ließ, womit ich, quasi auf Knopfdruck, mehrere Milliarden Leben auslöschte. (Diese Leben sind natürlich nur Zahlen und Statistiken, aber viel mehr waren die Pixelhaufen in Command and Conquer auch nicht, die aber extra von "Mensch" zu "Cyborg" umdefiniert werden mussten, und viel menschlicher sind Zombies und Skelette und Dämonen mit großen Flügeln etc. auch nicht, und die werden trotzdem mit in den Pott geworfen, man möge mir also verzeihen.)

Eine gewisse Reflektion findet natürlich schon statt, und damit gewöhnlich eine vom Verstand verzweifelt geführte Rechtfertigung, aber: Diese Figur bin nicht ich, weder als dieser Sternenherrscher, noch als der GSG-Mann in Counterstrike, noch in irgendeiner anderen Form. Warum tat "ich" - ich verwende das ich, weil ich als Spieler eben doch, gewissermaßen (virtuell), Urheber bin, und weil es sich einfach besser liest - es? Weil es in die Rolle passte, zu der Situation, zu dem Anspruch an die Figur, weil es möglich war, und machbar, weil es eine geeignete Lösung war, einen potenziellen Widersacher auszuschalten - darauf kommt es nicht an. Es ist auch nicht wichtig, ob das virtuelle Erschießen eines Menschen tatsächlich eine Katharsis für mich darstellt oder nicht, aber Fakt ist: Im Spiel kann es reflektiert sein oder nicht, das ändert nichts daran, dass ich es im echten Leben nicht tun würde. (Und die merkwürdige Eigenart, dass wir von Waffen und Gewalt fasziniert sind, konstatiert z.B. schon Adam Smith, als er in der theory of moral sentiments fragt, warum wir uns Waffen des Krieges (Schwerter etc.) an die Wand hängen, und das als schmückend empfinden, während wir Skalpelle oder Sensen - die Werkzeuge eines Arztes, der Leben rettet, oder eines Farmers, der Menschen ernährt, als grotesk und deplaziert empfinden würden, obwohl wir wissen, dass der Krieg nur Leid bringt und schlecht ist, während die beiden anderen Professionen ehrenwerte und gute - sogar notwendige - Berufungen sind.)

Zuletzt kann zumindest ich sagen: Ich lasse mich lieber 10.000 mal virtuell erschießen, als einmal real zusammenschlagen und schlussendlich frage ich mich, welche Killerspiele der Amokläufer von Eppstein 1983 gespielt hat, oder der von Mühlhausen 1913. (Ein Lehrer, nebenbei.) Ein Beispiel mag zum Beweis nichts taugen, aber ein Gegenbeweis als Widerlegung sehr wohl, und es lassen sich ausreichend Beispiele finden, die darauf hinweisen, dass es eben weder die Killerspiele, noch der Werteverfall seit der '68er Generation sein können. Es sind vielmehr Beweise dafür, dass solche Ereignisse nicht so stark wahrgenommen und - so leid es mir tut - medial zelebriert wurden wie das heute der Fall ist.

Puh! Das musste mal gesagt werden, auch wenn es hier wahrscheinlich niemand liest, bei dem es nicht offene Türen einrennt, und auch wenn es sicherlich etwas konfus und wirr und schlecht geschrieben ist.
Aber irgendwie ging mir das seit meinem Geburtstag im Kopf rum - wie jedes Mal, wenn sowas passiert und zwangsläufig die Aufmerksamkeit sich auf diese Spiele richtet - und daher war dieses Schreiben eine Art "Befreiungsschlag" für mich. Für mich war es gut, es geschrieben zu haben, auch wenn es keiner liest.

In diesem Sinne: Danke für den Anstoß, Jens.
Und Sebastian... das mit dem Brot habe ich nicht von dir übernommen. (Ich habe es nur eben in der Vorschau gesehen, dass du es auch geschrieben hast.)

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"Jetzo holten sie den Ziegenhirten Melantheus; und sie schnitten ihm Nas' und Ohren mit grausamen Erze ab, entrissen und warfen die blutige Scham vor die Hunde, hauten dann Hände und Füße vom Rumpf..."
- Zitat aus Homers "Odyssee", einem unumstrittenen, europäischen Kulturgut...


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